Fünf Beispiele, die zeigen warum KI noch keinen Redakteur ersetzen kann

Die Bedeutung künstlicher Intelligenz (KI) im Alltag wächst. Mit dem KI-Chatbot der Firma OpenAI begann Ende 2022 ein riesiger Hype, und Chancen und Risiken sind ganz neu ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Uns hat interessiert, wie gut sie einen existierenden Text neu formulieren kann. Die Frage: Kann KI einen Teil der Textarbeit eines Redakteurs übernehmen? Dafür testeten wir den KI-Textgenerator Neuroflash. Lesen Sie hier die Bewertung der KI anhand von fünf Beispielen.

Bewusstsein für die Grenzen der KI

ChatGPT spaltet die Gemüter und ist viel diskutiert. So testen immer mehr Gruppen die Möglichkeiten und stoßen an Grenzen. Erst kürzlich musste ein US-Newsportal umfassend Nachkorrigieren. Auch in Schulen laufen erste Tests mit der KI im Unterricht. Ergebnis: Gute Vorlage, aber Anpassung nötig. O-Ton der Lehrerin Karin Reißler-Mahla am Frankenthaler Karolinen-Gymnasium: „Für einen Leistungskurs in Geschichte ist diese flache Rede nicht ausreichend.“ Der Schüler Joel Lenke sieht es ähnlich: „Das ist so eine spezielle Sache gewesen, dass man dann halt auch gesehen hat, wo die KI ihre Grenzen hat.“ Die Beispiele zeigen wie wichtig ein kritischer Umgang mit dem Output von KI ist. Gerade der Auftrag von Schule, junge Menschen auf die Nutzung neuer Technologien vorzubereiten, gewinnt damit an Bedeutung. Hier ist künftig auch die Politik im Zugzwang, die Regeln für die Lehre im Hinblick auf KI neu definieren muss. Aber wie schaut es aus, wenn man der KI einen fertigen Text gibt, der schlicht umzuschreiben ist? Das sollte sie alleine hinbekommen, oder nicht?

Kann der KI-Textgenerator Neuroflash zuverlässig umtexten?

Eine Pressemitteilung flattert rein und muss neu formuliert werden. Alltagssituation in einer Redaktion. Könnte diese Aufgabe künftig an eine KI wie z.B. Neuroflash ausgelagert werden? Neuroflash ist eine KI-Technologie, die für die Generierung von Texten mehrsprachige, moderne Sprachmodelle wie z.B. GPT-3 verwendet, das von OpenAI entwickelt wurde (Schmiede von ChatGPT). Unter der Funktion „Umschreiben“ lassen sich verschiedene Textarten wählen. Unsere Wahl beim Test mit Neuroflash: „Schreibe jeden beliebigen Text in anderen Worten um, aber behalte die Kernaussage bei.“ Die KI wird also mit einem bestehenden Text und fixen Fakten gefüttert und muss für ein Text-Ergebnis nicht das Netz durchsuchen. Das minimiert schon einmal die Fehlergefahr, und der Redakteur weiß, mit welchem Original der Output abzugleichen ist. Eine gute Ausgangsbasis sollte man meinen. Wir haben Neuroflash mit fünf Textbausteinen aus unterschiedlichen Themengebieten gefüttert und jeweils zwei umgeschriebene Varianten des Originals erhalten. Lesen Sie im Folgenden das Ergebnis:

Beispiel-Text 1

Unser erstes Textbeispiel behandelt inhaltlich ChatGPT. Sie sehen zuerst das Original und dann die zwei variierten Texte der KI. Rot eingefärbt sind unscharfe oder grammatikalisch falsche Formulierungen sowie inhaltlich nicht haltbare Aussagen. Dies gilt für alle fünf Beispiel-Texte.

Originaltext

Der nächste betritt das Rennen um die Zukunft der Suche: Auch Baidu möchte einen Chatbot und mehr Künstliche Intelligenz (KI) in seine Suchmaschine integrieren. Über die Pläne bei Baidu berichtet Bloomberg und beruft sich auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Im März soll es nun soweit sein, Ernie Bot, wie der Chatbot heißt, wird veröffentlicht. Das bestätigt nun auch Baidu.

Es ist wenig überraschend, dass das chinesische Unternehmen diese Pläne verfolgt. Seit Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT von OpenAI folgt Meldung auf Meldung, wer ins Boot einsteigen möchte. Microsoft hat die Integration von ChatGPT bereits verkündet, Gerüchten zufolge könnte es schon im März soweit sein. Google soll von dem ChatGPT-Hype arg getroffen worden sein. Der eigene Chatbot Lamda ist noch nicht zu Testzwecken freigegeben, die Suche verfügt dennoch bereits über viel KI – nur eben nicht als Frage und Ausgabe in natürlicher Sprache.

Variante 1

Baidu versucht nun, seine Suchmaschine mit einem Chatbot namens Ernie Bot und mehr künstlicher Intelligenz zu aktualisieren, wie Bloomberg berichtet. Im März wird das Unternehmen die Einführung des Bots bestätigen. Die Veröffentlichung von ChatGPT durch OpenAI hat viele Interessenten auf den Plan gerufen, Microsoft hat bereits bekannt gegeben, dass sie ihn integrieren möchten und Google, das noch nicht zu Testzwecken freigegebene Lamda hat, hat schon viel KI – nur in unnatürlicher Sprache.

Variante 2

Es ist offensichtlich, dass das chinesische Unternehmen Baidu versucht, einen Chatbot namens Ernie Bot und Künstliche Intelligenz (KI) in seine Suchmaschine zu integrieren, wie von Bloomberg berichtet und von einer vertrauten Person bestätigt. Im März wird es veröffentlicht werden. OpenAIs ChatGPT hat für viel Aufsehen gesorgt, und Microsoft hat schon angekündigt, es zu nutzen. Gerüchten zufolge könnte es im März soweit sein. Google ist von dem ChatGPT-Hype offenbar betroffen, aber sein eigener Chatbot Lamda ist noch nicht für Testzwecke freigegeben, obwohl die Suchmaschine schon eine Menge KI enthält, nur nicht in natürlicher Sprache.

Beispiel-Text 2

Bei diesem zweiten Text über das Lackieren von Nägeln wird erkenntlich, dass die zweite vorgeschlagene Variante inhaltlich stimmiger bzw. annehmbar ist.

Originaltext

Nägel lackieren wie ein Profi

Das Nägel lackieren ist keine Wissenschaft. Auch wenn es wunderbar bequem ist, im Nagelstudio die Hände und Füße vom Profi in Tipptoppform bringen zu lassen – wenn’s mal schnell gehen soll oder die Kasse leer ist, tragen wir den Nagellack doch auch selber perfekt auf. Wir haben die besten Tipps rund um Maniküre und Pediküre für euch gesammelt. Ihr fragt euch, ob Shellac eine Alternative zu einfachem Nagellack ist? Wir haben eine kritische Entscheidungshilfe für euch!

Variante 1

Es ist nicht schwer, seine Nägel wie ein Profi zu lackieren. Obwohl es angenehm ist, im Nagelstudio professionell verarbeitet zu werden, müssen wir manchmal schnell reagieren oder wenig Geld ausgeben. Deshalb haben wir die besten Tipps für die Maniküre und Pediküre gesammelt. Wenn Sie sich überlegen, ob Shellac eine Alternative zu einfachem Nagellack ist, bieten wir Ihnen eine fundierte Entscheidungshilfe.

Variante 2

Es ist nicht so schwierig, wie es zuerst erscheinen mag, seine Nägel wie ein Profi zu lackieren. Es ist bequem, in ein Nagelstudio zu gehen und Profis die Arbeit machen zu lassen, aber man kann es auch selbst machen. Wir haben einige Tricks und Tipps gesammelt, die euch helfen, den perfekten Look für eure Maniküre und Pediküre zu erzielen. Wenn ihr wissen wollt, was der Unterschied zwischen Shellac und normalem Nagellack ist, haben wir auch eine kritische Entscheidungshilfe für euch.

Beispiel-Text 3

Bei diesem Text über vegane Ernährung muss im Ergebnis der KI nicht viel korrigiert werden. Im ersten Text über ChatGPT herrschte ein wesentlich größerer Anpassungsbedarf. Ausschlaggebend für Unterschiede ist inhaltliche Komplexität sowie die Eindeutigkeit der genutzten Sprache.

Originaltext

Rein vegan lebende Menschen verzichten auf alle tierischen Produkte, sie essen also weder Fleisch noch Milchprodukte oder Eier. Sogar auf Honig und Kleidung aus Leder verzichten sie. Laut einer Befragung im Rahmen der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse ernähren sich in Deutschland in diesem Jahr 1,58 Millionen Menschen vegan. Damit sind es fast doppelt so viele wie noch vor sechs Jahren.

Warum sich Menschen für eine vegane Ernährung entscheiden, ist dabei höchst unterschiedlich. Oft geht es um Klimaschutz. Denn durch eine rein pflanzliche Ernährung kann viel CO2 eingespart werden. Auch weil sie sich für das Tierwohl einsetzen, entscheiden sich viele Menschen, vegan zu leben.

Variante 1

Rein vegan lebende Menschen nehmen sich vor, auf alle tierischen Produkte zu verzichten. Sie meiden dabei Fleisch, Milchprodukte, Eier, Honig und Kleidung aus Leder. Laut einer Umfrage in der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse ernähren sich in diesem Jahr in Deutschland 1,58 Millionen Menschen vegan, was einer Verdopplung im Vergleich zu sechs Jahren zuvor entspricht. Die Gründe für die Entscheidung, vegan zu leben, sind sehr unterschiedlich. Oft ist es die Verpflichtung zum Klimaschutz, da die pflanzliche Ernährung zur Einsparung von CO2 beitragen kann. Einige wählen diese Art der Ernährung auch, um sich für das Tierwohl einzusetzen.

Variante 2

Menschen, die sich ganz vegan ernähren, verzichten auf alle tierischen Produkte und verzichten somit auf Fleisch, Milchprodukte, Eier und auch auf Honig und Kleidung aus Leder. Laut einer Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse ernähren sich dieses Jahr in Deutschland 1,58 Millionen Menschen auf rein pflanzlicher Basis – fast doppelt so viele wie vor sechs Jahren. Die Gründe dafür sind sehr verschieden, aber die meisten entscheiden sich aus ökologischen und/oder tierfreundlichen Gründen für eine vegane Ernährung, da auf diese Weise viel CO2 eingespart werden kann.

Beispiel-Text 4

Auch bei diesem Text ist die zweite Text-Variante der KI inhaltlich besser und weißt keine gravierenden Fehler auf. Von dem Textgenerator wunderbar falsch erfasst und ein gutes Beispiel dafür wie ein anderer Kontext eine Aussage verfälschen kann: „Im Gegensatz zu Gerüchten sind Mikrowellen nicht krebserregend.“

Originaltext

Mikrowellenherde bieten eine Möglichkeit, Essen schnell und unkompliziert zu erwärmen. Bei der Verwendung gibt es allerdings einige Punkte, die sie beachten sollten.

Mikrowellen können auch auf das menschliche Gewebe und insbesondere auf die Augen schädlich wirken. Normalerweise ist ein Mikrowellenherd durch mehrere Maßnahmen gut nach außen hin abgeschirmt, sodass nur sehr wenig Strahlung austritt. Wenn die Tür jedoch verbogen ist oder Löcher hat, sollten Sie das Gerät auf keinen Fall weiterverwenden.

Entgegen einiger Gerüchte sind Mikrowellen nicht krebserregend. Menschliche Zellen mutieren bei Kontakt mit Strahlung im Ultraviolettbereich, die eine um Vielfaches höhere Frequenz als Mikrowellen hat. Auch Speisen, die mit Mikrowellen erwärmt wurden, bergen kein erhöhtes Risiko, da die Wellen nach dem Ausschalten des Gerätes sofort in sich zusammenfallen. Zurück bleibt nur Wärme.

Variante 1

Mikrowellenherde ermöglichen eine bequeme und schnelle Erwärmung von Speisen. Dennoch ist es wichtig, dass man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet, um sicherzustellen, dass das Gerät die Strahlung nicht auf das menschliche Gewebe, insbesondere die Augen, abgibt. In der Regel ist ein Mikrowellenherd gut gegen äußere Einflüsse abgeschirmt, aber wenn das Gerät eine verbogene Tür oder Löcher hat, dann sollte er nicht mehr verwendet werden. Im Gegensatz zu Gerüchten sind Mikrowellen nicht krebserregend, da sie eine viel geringere Frequenz als ultraviolettes Licht aufweisen. Auch Speisen, die mit Mikrowellen erwärmt wurden, sind unbedenklich, da die Wellen nach dem Ausschalten des Gerätes sofort verschwinden.

Variante 2

Mikrowellenherde sind eine schnelle und bequeme Art, Lebensmittel aufzuwärmen. Es gibt jedoch einige Sicherheitsmaßnahmen, die berücksichtigt werden müssen. Mikrowellenstrahlung kann für den menschlichen Körper schädlich sein, insbesondere für die Augen. In der Regel ist ein solches Gerät gut abgedeckt, so dass nur geringe Mengen an Strahlung entweichen. Wenn die Tür jedoch gebrochen oder beschädigt ist, sollte es nicht mehr verwendet werden. Es gibt Gerüchte, dass Mikrowellen krebserregend sind, aber das ist nicht wahr. Da die Wellen nach dem Ausschalten des Geräts zusammenfallen, sind die Speisen, die mit einem Mikrowellenherd erwärmt werden, absolut sicher.

Beispiel-Text 5

Bei der zweiten Variante von Text fünf wird die Tendenz der KI zu langen Satzgefügen besonders auffällig. Nicht nur, dass das „denn“ im letzten Satzteil inhaltlich nicht ganz greift, so ist das Satzgefüge für einen angenehmen Lesefluss viel zu lang.

Originaltext

Fremdgehen ausgeschlossen: Wenn Anglerfisch-Männchen ein Weibchen finden, wachsen sie an ihm fest und verkümmern. Nun haben Forscher herausgefunden, wie der Sexualparasitismus funktioniert.

Das Paarungsverhalten mancher Tiefsee-Anglerfische wirkt grotesk: Sehr kleine männliche Tiere verschmelzen vorübergehend oder für immer mit wesentlich größeren weiblichen Exemplaren, Haut und Blutkreislauf der Fische wachsen zusammen. Ein außergewöhnlicher Prozess, ist doch das Immunsystem der meisten Lebewesen darauf gepolt, körperfremdes Material abzustoßen. Deshalb bekommen Patienten nach einer Organtransplantation auch Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken.

Variante 1

Forscher haben herausgefunden, wie das seltsame Verhalten mancher Tiefsee-Anglerfische funktioniert, deren Männchen sich dauerhaft an Weibchen anheften. Sie stellen fest, dass trotz des Immunsystems, das normalerweise Fremdkörper abweist, diese Vereinigung erfolgreich ist. Dies ist ähnlich wie bei Menschen, die eine Organtransplantation erhalten, weswegen sie auch Medikamente nehmen müssen, um das Immunsystem zu unterdrücken.

Variante 2

Ein seltsames Verhalten zeigen manche Tiefsee-Anglerfische; sehr kleine männliche Exemplare verschmelzen dauerhaft oder vorübergehend mit weiblichen Individuen, die deutlich größer sind als sie. Forscher haben nun festgestellt, wie dieser Sexualparasitismus funktioniert, obwohl ein solcher Vorgang normalerweise durch das Immunsystem ausgeschlossen wird – denn Organempfänger müssen nach einer Transplantation Medikamente einnehmen, um die Abstoßung des fremden Gewebes zu verhindern.

Fazit

Das Ergebnis zeigt, dass selbst das Umschreiben eines Textes mit einem KI-Textgenerator risikobehaftet ist. Unsere fünf Texte waren kurz und dennoch wurden simple Aussagen teils in einen inhaltlich falschen Kontext gestellt. Eine menschliche Validierung der Ergebnisse und gegebenenfalls Korrektur ist auf jeden Fall nötig. Aktuell kann eine KI nicht ohne weiteres die Arbeit des Redakteurs ersetzen bzw. kommt sie ohne seinen kritischen Verstand nicht aus.

Die Frage ist: Wie hoch ist der tatsächliche Zeitgewinn in der Redaktion, wenn man KI zum Erstellen von Texten verwendet? Der Einsatz lohnt nur, wenn sich der Zeitaufwand für eine nachträgliche Prüfung und Überarbeitung der Texte in Grenzen hält. Wenn ein Redakteur eine Pressemeldung oder einen Infotext alleine in ähnlicher Zeit umschreibt, kann man sich die KI sparen. Das sollte individuell geprüft werden und variiert nach Textmenge und inhaltlicher Komplexität.